Anmerkung: Die Akronyme in der deutschen Version des Textes entsprechen weiterhin den gebräuchlichen englischen Termini.
Die Sicherstellung von Zuverlässigkeit, Verfügbarkeit, Wartbarkeit und Sicherheit (RAMS) ist ein entscheidender Aspekt der Entwicklung und des Betriebs von Eisenbahnsystemen. Mit dem politischen Ziel der Interoperabilität europäischer Eisenbahnen wurden die technischen Anforderungen an die Eisenbahnsysteme, an einzuhaltende Prozesse und an zu verwendende Methoden vereinheitlicht. Ein anforderungskonformes – ein zulassungsfähiges - Eisenbahnsystem erfordert neben der Erfüllung technischer Anforderungen auch einen vielschichtigen Prozess, welcher in Teilen, vergleichbar den technischen Anforderungen, in Technischen Spezifikationen für die Interoperabilität (TSI) definiert wird und dessen Details in „harmonisierten“, EN-Normen festgelegt werden. TSIs und harmonisierte EN-Normen bilden somit den rechtlichen und technischen Rahmen für den gesamten Lebenszyklus eines Eisenbahnsystems und die Basis für deren sicheren, zuverlässigen und interoperablen Betriebs.
Den gesetzlichen Rahmen für Eisenbahnsysteme in der Europäischen Union basieren auf der Interoperabilitätsrichtlinie und den Technischen Spezifikationen für die Interoperabilität (TSIs). Deren Erfüllung, bzw. die Erfüllung der nationalen Gesetzgebung im Falle einer Richtlinie, sind für die jeweils betroffenen Systeme verbindlich.
Zu den wichtigsten TSI gehören:
Die EN 50126-Reihe, mit dem darin definierten V-Zyklus, bildet das Fundament des RAMS-Prozesses in Bahnanwendungen der Europäischen Union. Dieser eisenbahnspezifische V-Zyklus erzwingt einen systematischen Ansatz, indem er detailliert sowohl die Inhalte als auch die Verifizierungs- und Validierungsaktivitäten für jede Lebenszyklusphase definiert, um so die Zuverlässigkeit und Sicherheit des Systems während seines gesamten Lebenszyklus zu gewährleisten.
Komplettiert wird die EN 50126-Reihe durch die EN 50657, die den Lebenszyklus von OnBoard-Software definiert.
Für die höchsten Sicherheitsanforderungen der Systeme der Zugsteuerung, Zugsicherung und Signalgebung (CCS) sind die Lebenszyklen definiert in der EN 50128 für Software und der EN 50129 für Elektronik.
Zusammen bilden diese Standards einen umfassenden Rahmen für das Erreichen einheitlicher RAMS-Ziele in allen Teilsystemen eines Bahnprojekts.
Zu den wichtigsten Methoden, auf die in den EN-Normen verwiesen wird, gehören:
Diese Methoden stellen sicher, dass die Bahnsysteme sowohl die technischen als auch die sicherheitstechnischen Anforderungen erfüllen, die in den einschlägigen Normen festgelegt sind, und berücksichtigen Risiken über Hardware- und Softwaresysteme hinweg.
Bei Bahnprojekten ist die Einhaltung sowohl der EN-Normen als auch der TSI nicht nur eine technische Notwendigkeit, sondern auch eine gesetzliche Anforderung. Normen wie EN 50159 stellen sicher, dass kritische Kommunikationssysteme ihre Integrität auch in schwierigen Umgebungen behalten, während die umfassenderen Normen wie EN 50126 sicherstellen, dass alle Aspekte des Bahnbetriebs die strengen RAMS-Ziele erfüllen.
Da sich die Eisenbahnsysteme weiterentwickeln, wird es von entscheidender Bedeutung sein, sowohl mit den Gesetzesänderungen als auch mit den technischen Standards Schritt zu halten. Zukünftige Artikel werden sich mit spezifischen Aspekten von RAMS befassen, wie z. B. der Identifizierung von Gefahren und der Entwicklung von Sicherheitsnachweisen, und tiefere Einblicke in die Methoden geben, die einen sicheren und zuverlässigen Bahnbetrieb unterstützen.